Grüß Euch, Ihr Lieben,
Das ist jetzt ein harter Tobak, der für mich
härteste in den 20 Jahren meiner Mad Matt-Zeit. Aber Ihr habt ihn auf einem
seiner Konzerte oder Workshops bei mir oder anderswo kennen und schätzen
gelernt, oder interssiert Euch für seine Instrumente, darum lest Ihr das ja. Und
Ihr wie ich habt das Recht, das zu erfahren und vielleicht dran zu
wachsen.
Aber sein Abschied von mir per Email und kurz darauf die Nachricht von seinem
Tod war ein ernster Weckruf. Bruce hat so viel getan für alle, die das
Didgeridoo lieben ! Mit seiner Musik, seinen Konzerten, seinen über die Jahre
immer noch besseren Instrumenten und dem Allerwichtigsten: Mit den
Bau-Workshops. Damit hat Bruce es geschafft, auf liebevolle und freundliche
Weise allen interessierten Menschen zu zeigen, was es heißt, ein Didgeridoo zu
bauen - die tiefe Befriedigung, es in der Hand zu halten nach getaner Arbeit und
damit den wichtigsten Teil des Wissens zu vermitteln, was ein Didgeridoo ist.
Auch mit dem kulturellen Hintergrund, den es hat, klar, und dem Baum, den
Termiten, und allem. Aber mit dem definitiv Vorrangigsten: Dem körperlichen
Erleben. Dem Muskelschmalz, dem Gefühl der zufriedenen Müdigkeit, den Blasen an
den Händen, dem Muskelkater und dem schmerzenden Arsch vom auf dem Rohling
sitzen beim Bauen.
Dieser Weckruf für mich bedeutet, dass ich jetzt
wieder Gas gebe. Offensichtlich kann die zur Verfügung stehende Zeit knapper
sein, als man erwartet.
Bruce hat mich gebeten, alles zu kaufen, was noch
in Deutschland ist, um ihn finanziell zu unterstützen. Das war zwar ne Menge,
und auch nicht wirklich in meinen finanziellen Haushalt passend, aber für Bruce
habe ich es gerne gestemmt. Damit er loslassen kann und das tun, was jetzt nötig
ist - auch wenn ich mir ein anderes Ergebnis erhofft hätte.
Wer sich also
selbst ein Didgeridoo bauen will und sich das auch ohne Anleitung zutraut, kann
jetzt zuschlagen, und sich in Erinnerung an Bruce und die gemeinsam verbrachte
Zeit auf dem Didgebau-Workshop ein feines Didge bauen.
Die Rohlinge habe
ich kurz vor unserem Urlaub erst bekommen, aber im August habe ich sie fertig
ins Netz gestellt, Ihr findet sie online hier. Ich hab erst mal die Menschen
über die Rohlinge informiert, die sich für den Bau-Workshop eingetragen haben,
aus naheliegenden Gründen, und danach die Rohling Newsletter-Leute. Es ist also
nicht mehr viel da, aber das was da ist, ist alles super.
Die 10 neuen
Didgeridoos von Bruce, die ich schon seit Januar hier habe (und nicht weiter
beworben oder online gestellt habe), werde ich auch nicht online stellen. Auf
"Schnell noch ein echtes Bruce-Rogers-Didgeridoo-ergattern" hab ich einfach
keine Lust. Erst recht nicht, selbst in den Geruch zu kommen, an seinem Tod nen
Reibach zu machen. Entweder sie finden Menschen, die sie wollen, oder sie
bleiben bei mir.
Bruce war für mich der begnadetste Didgeridoobauer
unserer Zeit. Seine Didgeridoos sind seit 1998 immer noch besser geworden. Er
hat alles daran gesetzt, noch den letzten Tacken aus dem Rohling rauszuholen,
damit der Baum mit dem besten aller Gründe gestorben ist: Ein phantastisches
Didgeridoo zu werden. Und damit Euch Spielerinnen und Spielern möglichst viel
Freude zu bereiten. Jedes Jahr klangen seine Instrumente, die er mitgebracht
hat, noch besser, waren noch vielseitiger in der Einsatzfähigkeit, in den
Klangfarben, in der Bandbreite der Sounds. Sein Tod reißt ein Riesenloch für
alle Didgeridoo-Begeisterten. Das betrifft Euch und mich auch.
Aber
darüber hinaus war Bruce für mich ein langjähriger Freund, ich kannte ihn seit
1998. In 18 Jahren haben wir sowohl geschäftlich wie privat so viel Zeit
miteinander verbracht, ich zu Besuch bei ihm und seiner Frau Lynne in Australien
und er zu Gast bei mir. Wir haben uns sehr gut kennengelernt, und in der ganzen
Zeit habe ich mich gefreut, einen Menschen wie ihn zu haben, dem ich blind
vertraue. Einen Menschen mit einer solch hohen professionellen und persönlichen
Integrität, dass es zu keinem Zeitpunkt mehr brauchte als eine gesprochene
Vereinbarung. Ob wir voneinander gehört haben oder nicht, er war der Gleiche.
Ein Mensch so liebevoll und achtsam, dass jede zusammen verbrachte Stunde, beim
Gespräch übers Didge oder beim Dart-Spielen mit Hefeweizen (fürs Gegengewicht
und die Balance des Wurfarms), ein Genuss war und es ein Grund zur Vorfreude
war, zu wissen, dass er wieder kommt im Sommer. Ein offener Austausch eins zu
eins, ohne jeden Filter, meist ohne Grund überhaupt etwas zu sagen oder zu
erklären. Und wenn wir doch geredet haben, dann aus Spaß, nicht aus der
Notwendigkeit heraus. Private Anteilnahme gegenseitig, für was auch immer war.
Seine Freude an meiner Family und an den Kids, seine Souveränität in der Wahl
seiner Entscheidungen. Da waren einfach so viele Entsprechungen, dass es kaum
Worte gebraucht hat.
Und ich weiß, dass viele von Euch, die ihn auf einem
Konzert oder Workshop kennen gelernt haben, ähnliche Erfahrung mit ihm gemacht
haben.
Er fehlt mir, besonders im Sommer, vielleicht ein Grund, warum ich
erst im Herbst schreiben kann und warum dieser Newsletter erst so spät kommt.
Früher hätte ich das einfach nicht gekonnt. Er fehlt meiner Familie, die sich
auch immer unbändig auf ihn gefreut hat, und ich weiß, dass er auch vielen von
Euch fehlt.
Wer Bruce´s Frau Lynne und der Welt gerne seine Reaktion auf
die Nachricht von seinem Tod zeigen möchte, kann das gerne auf der Facebookseite
von Bruce tun, die » findet Ihr hier.
Ich weiß, dass sie das alles liest,
und dass es sie freut. Ich schicke ihr auch eine Übersetzung von dieser Info
hier. Es geht um die Lebenden.
Lynne hat mir auch gesagt, dass es ihr
etwas bedeutet, wenn sie beim Besuch bei Freunden das Programm der Beerdigung
auf dem Kamin aufgestellt sieht, damit lebt Bruce irgendwie weiter, und hat das
Programm auch mir zugeschickt, weil ich nicht zur Beerdigung kommen konnte. Wenn
Ihr das gerne sehen/aufstellen wollt, könnt Ihr es » hier runterladen.
Liebe Grüße, und macht, was Bruce mit
seinen CD-Titeln gesagt hat: "Keep going" (Mach weiter) und "About Time" (Es ist
höchste Zeit), ich tus auch, manchmal schmerzt es noch, aber meistens ist es bei
mir jetzt sogar noch lebendiger als vorher. Klingt komisch, iss aber so.
Vielleicht vergleichbar mit einem heißen, sonnigen Tag mitten im Sommer (uuuf,
noch so einer, hoffentlich kühlt es heute Nacht ab) und einem heißen, sonnigen
Tag im Herbst (wow, was für ein schöner Tag, lass ihn uns zusammen genießen) -
nur dass man eben bei diesem speziellen heißen, sonnigen Tag heute nicht weiß,
ob es mitten im Sommer oder mitten im Herbst ist. Aber hey - egal, es ist ein
wunderschöner, heißer sonniger Tag und wir atmen :-)
Euer Mad
Matt